Das war Seoul

Der Homeless World Cup 2024 in Seoul (21.09.2024-28.09.2024)

Bericht und Fotos von Jiri Pacourek

Im September 2024 reiste das deutsche Team zur Weltmeisterschaft der Wohnungslosen nach Seoul Südkorea. Die Veranstaltung brachte Spieler aus schwierigen Lebenssituationen zusammen, um durch den Sport neue Perspektiven und Hoffnung zu gewinnen. Neben den sportlichen Herausforderungen bot die Reise dem Team auch faszinierende Einblicke in die koreanische Kultur und Gesellschaft. Dieser Bericht beschreibt die intensiven Tage des deutschen Teams – von ersten Eindrücken in Korea bis zu emotionalen Höhepunkten und gewonnenen Freundschaften.

Tag 1 und 2 – Anreise und Ankunft in Seoul (18.09.)

Die Reise begann mit einem turbulenten Start am Münchener Flughafen: Wegen einiger Schwierigkeiten musste einiges mit der Bundespolizei geklärt werden. Doch das Team konnte schließlich mit Lufthansa abheben, und die Crew empfing die Spieler herzlich. Es entstand ein gemeinsames Foto mit der Crew, dass die positive Stimmung für die bevorstehenden Herausforderungen widerspiegelte. Nach der Ankunft in Seoul folgte die Fahrt zum Hotel „Designer Gangnam“, wo das deutsche Team gemeinsam mit den Mannschaften aus Polen und Indonesien untergebracht war. Die Spieler begannen mit der Akklimatisierung und konnten bereits erste Eindrücke der Stadt sammeln.

Tag 3 – Auslosung und Eröffnungsansprachen (20.09.)

Der zweite Tag in Seoul begann mit der offiziellen Auslosung der Spielgruppen, organisiert vom Präsidenten des Homeless World Cup, Mel Young. Es folgte eine Online-Ansprache des FIFA-Direktors Gianni Infantino, der die zukünftige Unterstützung des Homeless World Cup durch die FIFA bekräftigte. Die Spieler spürten den großen Geist der Veranstaltung und die Aufregung wuchs, während sie sich mental auf das bevorstehende Turnier vorbereiteten.

Tag 4 – Eröffnungsparade und erstes Spiel gegen Südkorea (21.09.)

Die Weltmeisterschaft wurde mit einer bunten Eröffnungsparade gestartet. Viele alte Freunde und neue Bekannte aus den Teams anderer Länder kamen zusammen, und die internationale Verbundenheit wurde deutlich spürbar. Im ersten Spiel trat das deutsche Team gegen den Gastgeber Südkorea an. Es war ein spannendes Match, das leider mit einer Niederlage für Deutschland endete. Dennoch war das Team stolz auf seine Leistung, und die koreanische Presse berichtete am nächsten Tag groß auf den Titelseiten über das Spiel.

Tag 5 – Freundschaftsspiel und Niederlage gegen Bulgarien (22.09.)

Der Tag begann mit einem spannenden Freundschaftsspiel gegen Ungarn, das knapp mit 3:4 verloren ging. Im anschließenden Gruppenspiel gegen Bulgarien musste das deutsche Team eine Niederlage von 2:9 hinnehmen. Trotz des Rückschlags blieb die Stimmung im Team gut. Besonders die freundliche Atmosphäre und das gemeinsame Erlebnis auf dem Spielfeld stärkten die Bindung zwischen den Mannschaften.

Tag 6 – Spiele gegen Frankreich und Südafrika (23.09.)

Am 23. September spielte das deutsche Team gegen Frankreich, das Spiel endete 5:10 zugunsten der Franzosen. Auch im anschließenden Spiel gegen Südafrika musste sich das deutsche Team geschlagen geben. Trotz dieser sportlichen Rückschläge behielten die Spieler ihren Teamgeist und gegenseitige Unterstützung bei. Die gemeinsamen Erfahrungen stärkten die Resilienz und das Selbstbewusstsein der Spieler.

Tag 7 – Spiel gegen Mexiko und Sightseeing in Seoul (24.09.)

Nach einer weiteren Niederlage gegen Mexiko (1:10) erwartete das Team ein kulturelles Highlight: Ein Ausflug zum berühmten Gyeongbokgung-Palast, einem der wichtigsten historischen Orte Seouls. Der Tag endete mit einem Abendessen und einem Besuch des N Seoul Towers, wo die Spieler die Aussicht auf die Stadt genossen. Diese Eindrücke von Seoul und die gemeinsame Zeit stärkten den Teamgeist und gaben allen neue Energie.

Tag 8 – Spiel gegen England und Freundschaftsspiel gegen Bangladesch (25.09.)

Am nächsten Tag spielte das deutsche Team gegen den Vizeweltmeister England und verlor das Spiel mit 2:10. Im anschließenden Freundschaftsspiel gegen Bangladesch unterlagen sie ebenfalls (1:6). Doch die Begegnungen mit dem englischen und bangladeschischen Team waren herzlich, und die Spieler sammelten wertvolle internationale Erfahrungen. Durch den Austausch mit Spielern aus anderen Kulturen wurde das Verständnis füreinander vertieft.

Tag 9 – Spiele gegen Schweiz und Ägypten (26.09.)

Das deutsche Team trat in spannenden Matches gegen die Schweiz (3:4) und Ägypten (3:10) an. Trotz der Niederlagen wuchs die Verbundenheit zwischen den Spielern. Diese Begegnungen stärkten das Gefühl, Teil einer internationalen Gemeinschaft zu sein, die durch den Sport geeint wird. Der Teamgeist im deutschen Team blieb auch in diesen herausfordernden Momenten stark.

Tag 10 – Halbfinale im Hero Generation Seoul Cup gegen Kambodscha (27.09.)

Ein besonderes Highlight war das Halbfinale im „Hero Generation Seoul Cup“ gegen Kambodscha. Das Spiel entwickelte sich zu einem wahren Krimi und endete schließlich in einem packenden Elfmeterschießen, das das deutsche Team für sich entscheiden konnte. Die Freude über diesen ersten Sieg war riesig, und die positive Stimmung im Team war auf der Busfahrt zurück zum Hotel deutlich spürbar.

Tag 11 – Finale und Abschlussfeier (28.09.)

Das deutsche Team spielte im Finale des Hero Generation Seoul Cups gegen Japan und erlebte einen weiteren emotionalen Höhepunkt. Der Pokalsieg war ein Moment großer Freude und Stolz für die Spieler, die mit den Fans und anderen Teams diesen Erfolg feierten. Auch das mexikanische Frauen-Team, das den Weltmeistertitel gewann, wurde geehrt. Die anschließende Abschlussfeier brachte das Team in Kontakt mit neuen Freunden, besonders aus Indonesien und Mexiko.

Tag 12 – Freier Tag in Seoul (29.09.)

Nach den intensiven Wettkämpfen und Feierlichkeiten war der freie Tag eine willkommene Gelegenheit zur Erholung. Die Spieler nutzten die Zeit, um auf einem traditionellen Markt Souvenirs zu kaufen und die koreanische Esskultur zu genießen. Der Tag gab ihnen die Möglichkeit, die Erfahrungen der letzten Tage zu reflektieren und in entspannter Atmosphäre abzuschalten.

Tag 13 – Abreise und Rückkehr nach Deutschland (30.09.)

Am letzten Tag machte sich das Team früh mit der U-Bahn auf den Weg zum Flughafen. Die Rückreise verlief problemlos, und die Lufthansa-Crew begrüßte das Team erneut herzlich und machte ein letztes gemeinsames Foto. In Deutschland wurden die Spieler von Stefan Müller empfangen, bevor sie ihre Reise mit dem Zug fortsetzten.

Nachbetrachtung – Stimmen der Spieler und der Wert der Erfahrung

Mit ein wenig Abstand berichteten einige Spieler von den Eindrücken und Erlebnissen der Reise.

Zitate:

Jonas: „….das waren die schönste Tage, die ich bisher in meinem Leben hatte…

…ich habe neue Freunde gefunden…das Trainerteam war eine perfekte Mix zwischen Autoritätspersonen und Menschen, mit denen man einfach reden kann….. ich bin jedenfalls sehr dankbar, Korea erleben zu dürfen…“

Justin: „… das war einfach klasse. Was ist eigentlich mit mir in Korea passiert? Ich fühle mich wie verändert, gehe jeden Tag raus, zocke kaum aufm PC…“

Elias: „…ich fand die Zeit in Südkorea einfach der Hammer, ich werde dieses Erlebnis nie vergessen und auch meinen Enkelkindern erzählen…“

Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft war für viele eine prägende Erfahrung, die ihr Selbstbewusstsein und ihren Gemeinschaftssinn gestärkt hat. Im Sinne von „Erlebnis steht vor Ergebnis“ waren die Erlebnisse neben dem Spielfeld einfach bedeutsamer, als die gesamten Fußball-Geschehnisse. Dies bestätigen auch die Rückmeldungen, in denen Fußball kaum erwähnt wurde.

Danksagung

Ein besonderer Dank geht an Lufthansa, ohne deren Unterstützung die Teilnahme an der Weltmeisterschaft nicht möglich gewesen wäre. Ebenso bedanken wir uns bei allen Netzwerkpartnern sowie beim Saarländischen Fußballverband für die großartige Unterstützung im Trainingslager. Dank dieser Partner konnte das Team nicht nur an den Spielen teilnehmen, sondern auch mit wertvollen Erfahrungen und neuen Freundschaften aus Südkorea zurückkehren.

Fazit: Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Seoul ermöglichte den Spielern nicht nur sportliche Erlebnisse, sondern auch kulturelle und soziale Erfahrungen. Durch die Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Lebenssituationen entstand ein starkes Gefühl von Gemeinschaft und Verständnis. Die gewonnenen Freundschaften und die positiven Eindrücke von dieser Reise werden den Spielern lange in Erinnerung bleiben und stärken ihren Mut, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen.